Laure Prouvost: Deep see surrounding you

Danach die Auflösung, für die ich das Press Kit des Pavillons durchstöbere: die Künstlerin spricht 3 Hauptthemen an. Es geht um Generationen & Identitäten, wie sie zusammenhängen und interagieren, dann geht es zum das "disconnected" sein, um Diskrepanzen und Unverständnis und schlussendlich geht es um eine Realitätsflucht an einen besseren Ort. Der Pavillon lädt ein, einzutauchen und das Echo der "liquid modernity" zu fühlen, die eine fragile Gesellschaft zeigt, die auf Individualität und ständigem Wandel basiert. In den Worten von Laure Prouvost: Autofiction and imagination are indeed a big part of my work, because they push up to get past our pretensions of truth and facts. I do not seek to give an answer: I prefer a kind of ambiguity of the real or of the unreal, rather than a fixed truth.

Gleich vorweg: ja, es heisst wirklich „see“ im Titel. Viel wichtiger als der Titel aber ist  der Inhalt: ein Werk der französischen Filmemacherin und Künstlerin Laure Prouvost im Frankreich Pavillon der diesjährigen Biennale, das einen einsaugt, umgibt und einen am Ende schwindlig wieder ausspuckt. Ein emotionaler Rollercoaster sozusagen. Aber warum eigentlich…das und mehr beschäftigt mich in diesem Beitrag.

Laure Prouvost, Deep See Blue Surrounding You, French Pavilion at the 58th Venice Biennale, 2019. © Laure Prouvost; Courtesy Lisson Gallery, carlier | gebauer, and Galerie Nathalie Obadia. Photography by Cristiano Corte

Laure Prouvost, Deep See Blue Surrounding You, French Pavilion at the 58th Venice Biennale, 2019.
© Laure Prouvost; Courtesy Lisson Gallery, carlier | gebauer, and Galerie Nathalie Obadia. Photography by Cristiano Corte

Die Sache mit den Videoinstallationen

Wie präsentiert man Videoinhalte in einem Kunst-Setting? Das ist eine Frage, über die Experten sicherlich schon lange nachdenken. Nichts ist unliebsamer als 100fach benutzte Kopfhörer aufzusetzen um dann einen unkommentierten Film auf kleinem Screen anzusehen. Not my thing! Bei der Biennale gab es allerdings einige tolle Beispiele, wie man den Raum, in dem die Besucher sitzen, mit dem Video in Einklang bringen kann. Siehe auch Schweizer Pavillon oder eben der französische Beitrag – fast schon immersiv oder wie es die Künstlerin im Interview nennt „metaphorical immersion“.

Provoust schickt uns auf die Baustelle!

Als Besucher wird man über den Kellereingang des Pavillons geleitet, innen sieht es aus wie eine Baustelle. Angeblich wollte die Künstlerin einen Tunnel zum britischen Pavillon graben. 😉 Eine Treppe führt uns in den ersten Stock. Helles Licht, am Boden, das türkis-glänzende Meer. Alte Handys liegen neben toten Quallen und Eierschalen – ein Abbild des aktuellen Zustands unserer Umwelt?

Laure Prouvost, Deep See Blue Surrounding You, French Pavilion at the 58th Venice Biennale, 2019. © Laure Prouvost; Courtesy Lisson Gallery, carlier | gebauer, and Galerie Nathalie Obadia. Photography by Cristiano Corte

Laure Prouvost, Deep See Blue Surrounding You, French Pavilion at the 58th Venice Biennale, 2019. © Laure Prouvost; Courtesy Lisson Gallery, carlier | gebauer, and Galerie Nathalie Obadia. Photography by Cristiano Corte

A trip to our unconscious. With the help of our brains in our tentacles, we dig tunnels to the past and the future towards Venice. Let’s follow the light.” L.P.

You are the Wifi!

Und dann tritt man auf den Meeresgrund. Die Sitzgelegenheiten sind Korallen, Truhen, alte Sitze, die mitgenommen sind von ihrem Dasein am Meeresgrund. Auf der großen Leinwand im Raum geht die Post ab. Meine Auffassungsgabe ist üblicherweise gleich schnell wie meine Sprechgeschwindigkeit, aber zu langsam für die kurzen Schnitte. Ich erkenne eine Autofahrt, eine Art Road Trip, mehrere Menschen, kurze Standbilder zwischendurch. Die Laune ist gut, die Menschen jung. Jemand sagt „You are the WiFi“

Laure Prouvost, Deep See Blue Surrounding You, French Pavilion at the 58th Venice Biennale, 2019. © Laure Prouvost; Courtesy Lisson Gallery, carlier | gebauer, and Galerie Nathalie Obadia. Photography by Cristiano Corte

Laure Prouvost, Deep See Blue Surrounding You, French Pavilion at the 58th Venice Biennale, 2019.
© Laure Prouvost; Courtesy Lisson Gallery, carlier | gebauer, and Galerie Nathalie Obadia. Photography by Cristiano Corte

Nach einigen Minuten hält das Hirn die Schnitte nicht mehr aus, ich stolpere fast in den nächsten Raum und fühle mich leicht desorientiert. Eine Art Bürosituation zu meiner Linken. Bin ich falsch abgebogen? Ein Mann sitzt auf dem Boden und spricht in sein Handy. WTF? Eine Real-Life-Fortsetzung des Filmes wahrscheinlich. Ich finde den Ausgang und bin wieder in den Giardini, aufgetaucht aus der erstmal verwirrenden Welt von „Deep See Surrounding You“ [sic].

I like to question what we present and represent, who we are and where we go to, both personally and on the scale of humanity. L.P.

Abgetaucht, eingetaucht, aufgetaucht

Danach die Auflösung, für die ich das Press Kit des Pavillons durchstöbere: die Künstlerin spricht 3 Hauptthemen an. Es geht um Generationen & Identitäten, wie sie zusammenhängen und interagieren, dann geht es zum das „disconnected“ sein, um Diskrepanzen und Unverständnis und schlussendlich geht es um eine Realitätsflucht an einen besseren Ort. Der Pavillon lädt ein, einzutauchen und das Echo der „liquid modernity“ zu fühlen, die eine fragile Gesellschaft zeigt, die auf Individualität und ständigem Wandel basiert. In den Worten von Laure Prouvost:

Autofiction and imagination are indeed a big part of my work, because they push up to get past our pretensions of truth and facts. I do not seek to give an answer: I prefer a kind of ambiguity of the real or of the unreal, rather than a fixed truth. L.P.

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GOOD TO KNOW
💡 12 SchauspielerInnen spielen gezeigten Film mit – vom HipHopper bis zum Lehrer.
💡Kuratorin Martha Kirszenbaum ist für die Auswahl dieses Jahr verantwortlich
💡 2013 hat Laure Prouvost den Turner Preis gewonnen.
💡 Für alle, die den Pavillon besuchen: mindestens 1 Stunde Zeit nehmen dafür!
💡 Die Biennale läuft bis 24. November.

Lust, noch einen Pavillon zu erkunden: Litauen hat den Goldenen Löwen für die Performance „Sun & Sea Marina“ gewonnen.

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