Künstlerhaus: Auf den Schultern von Riesinnen

Ein Wochenende im Zeichen der Kunst: Freitag Maria Lassnig Schaudepot, Samstag im Künstlerhaus und heute geht es dann noch mit Kunst für uns ins Wien Museum. Über Maria Lassnigs Schaudepot hab ich in einem eigenen Beitrag berichtet! Und hier widmen wir uns der Ausstellung „Auf den Schultern von Riesinnen“ im Künstlerhaus im 1. Bezirk.

Auf den Schultern von Riesinnen

Die Information zur Ausstellung auf der Künstlerhaus-Website beginnt mit diesem Zitat, das ich auch sehr treffend und verständnisfördernd finde:

„Sobald Frauen ihre Geschichte entdecken und ihre Position in der Vergangenheit und der Entwicklung der Menschheit erkennen, verändert sich ihr Bewusstsein auf dramatische Weise. Diese Erfahrung lässt sie Grenzen überschreiten und wahrnehmen, was sie mit anderen Frauen gemeinsam haben und von jeher gemeinsam hatten. Das verändert ihr Selbstbewusstsein ebenso wie ihre Weltsicht.“ – Gerda Lerner, feministische Historikerin

In der Ausstellung „Auf den Schultern von Riesinnen“ hat Kuratorin Nina Schedlmayer* jeweils Werke von Künstlerinnen ausgewählt, die sich in ihrer Arbeit auf ihre Vorkämpferinnen bezogen haben. Fragen wie „Wie wird weibliche Kreativität reflektiert?“, „Wie setzen sie sich ins Verhältnis zu ihren Vorkämpferinnen?“ oder „Wie schreiben sie sich selbst mit ihrer eigenen Arbeit in eine Genealogie von Künstlerinnen ein?“ sollen in der Ausstellung beantwortet werden. Die Kids und ich haben an einer Kuratorinnenführung teilgenommen und einiges gelernt.

Alle Werke sind sehenswert und haben ihre eigene Geschichte (die Saaltexte sind aufschlussreich!). Ich habe mich für zwei sehr eindrucksvolle Arbeiten entschieden, die das Thema der Ausstellung deutlich widerspiegeln und hoffentlich Lust auf mehr machen!

Bettina Beranek – Serie „Schichtwechsel“

Als Grundlage verwendet Beranek Selbstbildnisse von Malerinnen, darunter sowohl renommierte Künstlerinnen wie Artemisia Gentileschi, Sofonisba Anguissola und Maria Lassnig als auch international weniger bekannte Talente. Ihre Interpretation dieser Werke, die sie in verschwommener und pixeliger Form präsentiert, lädt dazu ein, Bekanntes neu zu entdecken. Auch wenn man die Originale möglicherweise erkennt, entziehen sich die Bilder dennoch der direkten Wahrnehmung. Beranek spielt hierbei mit dem Konzept von Nähe und Ferne, wobei sie ihr Publikum dazu anregt, die Betrachtungsabstand zu ändern – oft wird das Bild erst aus einer gewissen Distanz klarer.

Mit Schichtwechsel verweist Beranek zudem auf weibliche Selbstreflexion und schlägt eine Neuerzählung der Kunstgeschichte vor. – Künstlerhaus

Bettina Beranek, Schichtwechsel, Serie, Foto: fridays at the museum, Dani Terbu

Anna Meyer – Futurefeminismus (Wir lebten in 100 Jahren)

Eine Arbeit, die auch zum Verweilen und Details erfassen einlädt. Die über 16 Jahre!! entstandene Installation besteht aus Plexiglasplatten, die von der Decke hängen und ist ansehlich im doppelten Sinne! Jedes Werk ist Teil eines umfassenderen Zusammenhangs, der auf vielfältige Weise interpretiert werden kann – eine Neudeutung der Kunstgeschichte mit einem Blick in die Zukunft, der bereits im Titel angedeutet wird. Meyer rückt das künstlerische Schaffen von Frauen und queeren Personen aus Vergangenheit und Gegenwart in ein neues Licht. Dabei trifft etwa Jakob Lena Knebls „Fettecke“ auf eine Skulptur von Lynda Benglis oder Courbets „L’Origine du monde“ auf Lee Lozanos Darstellung einer Vagina als Münzschlitz.

Anna Meyer, Futurefeminismus (Wir lebten in 100 Jahren), Foto: fridays at the museum, Dani Terbu

*About: Nina Schedlmayer, Kuratorin der Ausstellung

Wer sie nicht kennt: sie ist Kulturpublizistin und ihre Rezensionen & Beiträge findet man z.B. auch in der Zeit. Außerdem ist sie Kuratorin und seit einigen Jahren

Kuratorin „Auf den Schultern von Riesinnen“ Nina Schedlmayer, Foto: fridays at the museum, Dani Terbu

Die Ausstellung läuft bis 9.6.2024
Mehr Infos auf der Website vom Künstlerhaus

Ausgestellte Künstlerinnen: Katharina Aigner, Judith Augustinovič & Valerie Habsburg, Anahita Asadifar, Bettina Beranek, Carola Dertnig, Karin Fisslthaler, Anna Meyer, Christiana Perschon, Anna Reisenbichler, Isa Rosenberger, Constanze Ruhm, Stefanie Seibold, Huda Takriti, Viktoria Tremmel

Future Feminist im Künstlerhaus, Foto: fridays at the museum, Dani Terbu

 

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