Jessica Nam Kim: Mehr als nur die Oberfläche

Wer meine Instagram Postings vom #Rundgang2020 mitverfolgt hat, dem ist Jessica Nam Kim bestimmt schon aufgefallen, denn an ihren auffälligen, farbintensiven Werken kann man definitiv nicht vorbeischauen.

Titel: Rumor, Jahr: 2020, 155x135cm, Öl auf Leinwand, Fotocredit: Jessica Nam Kim

 

Sinnlich im Mondschein

Mir fallen jedesmal, wenn ich ein Bild von Jessica ansehe, neue Geschichten ein. Ich denke darüber nach, wer die Personen sind, in welcher Beziehung sie zueinander stehen, wo kommt z.B. die Hand her, die von rechts ins Bild greift und welche Bedeutung hat sie? Wird sie das traute Zusammensein stören oder wird sie sich einfügen? Aktuelle Bilder haben etwas „Traumhaftes“ an sich – sicherlich auch, weil der Nachthimmel inkl. Mond zu sehen ist, aber auch weil die Stimmung, die transportiert wird, ein wenig surrealistisch anmutet. Man fühlt sich mitgenommen in eine innere Welt, die auf die äußere trifft.

Nachdem ich den Artikel fertig getippt hatte, ist mir aufgefallen, dass ich mich noch gar nicht zur oftmaligen Nacktheit der Figuren geäußert habe. Ich möchte fast sagen, sie ist mir nicht aufgefallen, aber das wäre natürlich nicht ganz richtig. Was ich meine ist, dass die Nacktheit durch die Kombination mit Elementen aus der Natur wenig sexuell, nicht provokant ausfällt. Manchmal sinnlich, aber nicht aufreizend. Als wäre es das normalste der Welt, dass man sich nachts im Mondschein nackt im Wald/Dschungel/Garten mit Freundinnen trifft.

Titel: Capricious, Jahr: 2019, 170x155cm, Öl auf Leinwand, Fotocredit: Jessica Nam Kim

Um einige meiner Fragen zur Arbeitsweise von Jessica zu erörtern, habe ich ein E-Mail Interview mit der Künstlerin geführt und die Antworten für euch hier mit Zitaten kombiniert.

Was gebraucht wird bleibt

Auf die Frage nach dem künstlerischen Prozess, erzählt Jessica, dass sie es als Herausforderung sieht, etwas Abstraktes, wie ein Gefühl, ein Adjektiv oder eine zwischenmenschliche Interaktion in einem Bild darzustellen. I believe figurative paintings have a power to embody more than what is depicted in it. Sie startet abstrakt in jedes neue Bild: Farben und Pinselstriche. Langsam entwickeln sich daraus Formen, Figuren. Mich erinnert die Beschreibung an das Entstehen einer Skulptur, die aus einem Marmorblock gearbeitet wird. Je länger der Prozess dauert, desto detaillierter das Gegenständliche. Was gebraucht wird bleibt. Sieht man sich mehrere ihrer Bilder zum Vergleich an, so bemerkt man, dass die Elemente, die sie verwendet, neutral sind. Menschen, die Natur und einfache Objekte. I don’t want to be seen as a symbolism painter. I want my paintings to be neutral as possible, so that viewers can find a connection of their own.

Fotocredit: Jessica Nam Kim

Inspiration & Vorbilder

Da ich mich im Moment sehr intensiv mit non-white-dude-art befasse, wollte ich von Jessica Nam Kim auch wissen, welche Künstlerinnen sie bewundert und auch warum. Neben Frida Kahlo, Marlene Dumas oder auch Pipilotti Rist, nennt sie auch ihre finnische Professorin an der Akademie, Kirsi Mikkola: She is a strong person who is enthusiastic for art and speaks up for her rights. She encourages me not to settle, but rather to take little steps forward and to keep challenging myself. It is a great feeling to have someone that cares about you, and be able talk about life and art together.

Und last but not least hab ich Jessica um 3 Insta-Account Empfehlungen gebeten. Tadaaa:

@painting.smoking.eating
@vojtech_kovarik
@artenda_net (open calls & art residencies)

 

Danke Jessica für die Einblicke in deine Arbeit!

About Jessica Nam Kim 
Instagram

Die 29-jährige ist in den USA geboren und in Südkorea aufgewachsen, hat an der Ewha Womans University in Seoul studiert und ist im Moment an der Akademie der Bildenden Künste in Wien zu finden: in der Klasse für gegenständliche Malerei von Prof. Kirsi Mikkola. Ihr nächstes Ziel ist eine art residency in L.A. (sobald #Covid19 das zulässt) und Einzelausstellungen um mehr von ihren Arbeiten zu zeigen.

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