Dominique Gonzalez-Foerster in der Secession

Was für eine Collage, die Dominique Gonzalez-Foerster in den lichtdurchfluteten großen Ausstellungsraum der Secession gebaut hat! Eine ortsspezifische Intervention, die eine Aufgabe sowohl für das Auge als auch für die Ohren der Betrachterin ist. „VOLCANIC EXCURSION (A VISION)“ präsentiert sich als Diorama im Halbkreis, auf dem über 235 Lebewesen, Strömungen und auch extraterrestrisches Leben abgebildt sind. Den Hintergrund gibt ein (ebenfalls sehr dicht bevölkertes) Mural von Diego Rivera, Mann von Frida Kahlo. Drei der Originalfiguren des Murals (darunter beide genannte und „la revoltosa“) sind zwischen den vielen von Gonzalez-Foerster gewählten Persönlichkeiten noch zu sehen. Davor ein runder grüner Teppich, auf dem sich aktivistische Sätze/Wörter auf Polstern finden und auf den man sich auch zum Betrachten setzen kann. Rundherum eine Tonspur, die die Betrachterin fast ein wenig einhüllt. Flankiert wird die Installation von 4 färbigen Säulen, die Farben von wichtigen Protagonisten im Werk widerspiegeln. Ich habe mich für eine Führung angemeldet und nachdem ich an diesem warmen Samstag die einzige Teilnehmerin war, wurde es zu einer Exklusiv-Führung mit Kuratorin Bettina Spörr. Danke an dieser Stelle für die vielen Insights!

Dominique Gonzalez-Foerster in der Secession, Fotocredit: Dani Terbu, Fridays at the museum

Dominique Gonzalez-Foerster liebt den experimentellen Prozess. Und bei ihr ist es – nach den Erzählungen von Bettina Spörr – auch wirklich eine Art Lernerfahrung während das Werk entsteht. Konzepte werden verworfen, neue entstehen, in diesem Fall hat auch ein Traum mit der finalen Idee zu tun.

So fing alles an: „… wachte mitten in der nacht auf und hatte eine vision. wir waren in der nähe eines kleinen vulkans, aus dem gemächlich lava strömte, die vegetation war tropisch, es gab kolibris und lamas … mein körper war in mehreren erscheinungen zugleich … umgeben von inspirierenden menschlichen und nicht-menschlichen freunden aus gegenwart und vergangenheit. es war eine wunderschöne, freudige, fast opernhafte menge, wie ein zug, ein protestmarsch, ein ausflug … typhoeus vom beethovenfries war auch da und die drei gorgonen …“

Die dargestellten Persönlichkeiten/Figuren sind knapp überlebensgroß auf die Collage gesetzt, damit man, wenn man davor steht, den Eindruck hat, dass sie einem in voller Lebensgröße gegenüberstehen. Es ist tatsächlich ein sehr erhebender Moment, wenn man den Raum betritt und sovielen Kreativen, Aktivistinnen, Autorinnen, Künstlerinnen gegenübersteht.

Die Künstlerin selbst kommt ebenfalls vor, aber nicht als Selbstportrait wie man es gewöhnt ist, sondern als „Apparition“ in Gestalt von anderen Persönlichkeiten. Wie man hier links sieht, schlüpft sie in unterschiedliche Rollen.
v.l.n.r. Tänzerin Pina Bausch, Schriftsteller Franz Kafka, Edgar Allen Poe. Dabei ist es ihr egal, ob sie einen Mann oder eine Frau darstellt. „Geschlecht“ ist neben anderen aktuellen, gesellschaftlich-politischen Themen (Black Trans Lives Matter, Klimakrise, Pandemie ein sehr präsentes Thema im Werk. So kommt auch Judith Butler, Philosophin & Genderforscherin vor.

Die Kids waren zwar diesmal nicht mit, weil ich mir unsicher war, ob man schon einen Gurgel-Eintrittstest benötigt, aber es hätte ihnen sicherlich gefallen. So haben sie zumindest zu Hause die Personen aus der Liste gesucht, die ihnen in der Collage besonders aufgefallen sind.

Das Werk ist noch bis September in der Secession zu sehen. Mehr Infos auf der Website

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