Maria Lassnig – Briefe an Hans Ulrich Obrist

Ganz große Lassnig-Liebe auf meiner Seite! Und neben der Liebe auch großes Bedauern, dass ich mich nicht schon zu ihren Lebzeiten mit ihrem Werk auseinandergesetzt habe und sie vielleicht sogar mal live hätte erleben dürfen. Ihre Biographie von Natalie Lettner, die 2017 erschien, habe ich verschlungen. Die Ausstellung 2019 in der Albertina gleich 3x besucht. Und nun die Überraschung: die handgeschriebenen Briefe, die Maria Lassnig an Hans Ulrich Obrist geschrieben hat, wurden in einem fast 300 Seiten starken Buch in Zusammenarbeit von Obrist und der Maria Lassnig Stiftung veröffentlicht.

Im Vorwort sinniert Obrist über den oft unzufriedenen Grundtenor Lassnigs, der aber als Reflexion über die Kunst, ihre Widersprüchlichkeiten gesehen werden soll. Wie man in der Biographie auch schon lesen konnte, war Lassnig dem Erfolg wohl oft einen Schritt voraus. War sie kurz vor dem Durchbruch so zog sie weiter. Immer angetrieben von ihrem Wunsch sich weiterzuentwickeln, nicht stehen zu bleiben im wahrsten Sinne des Wortes.

Maria Lassnig, 1998, Unwissend geboren, muss man lange leben um etwas zu wissen, zu wissen dass man nur ahnen kann.

Die Texte bezeichnet Obrist als eigenständiges Werk. Ein 2000 erschienener Auszug ihrer Notizen lässt diese Eigenständigkeit der Handschriften auch im Titel anklingen: Die Feder ist die Schwester des Pinsels. Handschriftliche Briefe auf unterschiedlichsten Trägern (Notizzettel, Postkarten, Briefpapier..), durchgestrichene Sätze und zusätzliche Anmerkungen und Zeichnungen lassen den Leser in die Gedankenwelt der Maria Lassnig eintauchen. Dazwischen findet man einen gedruckten Auszug ihrer Werke und auch Zeichnungen für ihre Filme.

Zum Eintauchen in die Welt von Hans Ulrich Obrist & Maria Lassnig empfehle ich dieses Video-Interview zwischen ihm und Kimberly Drew (die übrigens auch gerade ein Buch herausgebracht hat: This is what I know about Art):

Hans Ulrich Obrist und Kimberly Drew im Interview

Hans Ulrich Obrist und Kimberly Drew im Interview zum Buch „Maria Lassnig – Briefe“

Hans Ulrich Obrists meets Maria Lassnig
Für den damals 17-jährigen „HUO“ war Maria Lassnig eine der ersten Künstlerinnen, denen der zukünftig bekannteste Kurator der Welt einen Studiobesuch abstattete. Die Basis für einen zwanzig Jahre lang andauernden freundschaftlichem Austausch über Kunst, Literatur und gemeinsame Ausstellungs- und Buchprojekte war gesetzt.

 

Ausschnitt © Maria Lassnig Stiftung, Foto: Roland Krauss

Still aus Das Interview. Maria Lassnig im Gespräch mit Hans Ulrich Obrist, 2008, von Jacqueline Kaess-Farquet

Mein Fazit: das Buch ist ein must-have für Lassnig-AnhängerInnen und alle, die immer schon mehr darüber wissen wollten, was im Kopf einer Künstlerin vorgeht!

Wer sich einige der Briefe vorlesen lassen will, schaut am besten auf die Website von Hauser & Wirth, dort lesen beispielsweise Jennifer Packer, Nicole Eisemann oder auch Friederike Mayröcker die Texte von Maria Lassnig vor.

Vielen Dank an die Maria Lassnig Stiftung für das Rezensionsexemplar. Wer das Buch kaufen will, kann das zB bei der Buchhandlung Walther König tun.

 

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