Virtual Reality in der Kunst: Klimt’s Magic Garden

Was wohl Gustav Klimt dazu gesagt hätte? Brille aufsetzen und durch sein eigenes Fries spazieren. Klingt skurril, aber Virtual Reality (VR) machts möglich. VR ist auf dem Weg zum Massenprodukt bzw. – denkt man an die Playstation VR – ist sie da wohl schon angekommen. Und auch in der Kunst wird fleissig an innovativen Anwendungsmöglichkeiten gearbeitet. Zum 100. Todestag von Gustav Klimt hat der Filmemacher Frederick Baker den Klimt-Entwurf für das Mosaikfries im Speisesaal des Brüsseler Palais Stoclet als dreidimensionale Welt zum Begehen inszeniert.

Klimt’s Magic Garden – Virtual Reality

Der Magic Garden befindet sich im MAK Vienna auf der Ebene des Design Labs und man kann sich entweder einen Timeslot reservieren oder sich einfach anstellen. Als ich da war, war wenig los = kurze Wartezeit. Ein netter Mitarbeiter hat mir das Prozedere erklärt und dann gings auch schon los. Brille und Kopfhörer auf und „Klicker“ in die Hand. Nach einigen Sekunden startet die Reise und man befindet sich mitten im Magic Garden.

Und so sieht das dann aus – wobei man sagen muss, dass es „in echt“ noch cooler ist! © Frederick Baker, Still aus dem Director’s Cut zu KLIMT’S MAGIC GARDEN: A Virtual Reality Experience by Frederick Baker, 2018

Zu Beginn war ich etwas orientierungslos, aber nach ein paar Minuten hab ich das „Klicker-Ding“ verstanden und konnte damit meine Positionen in Klimts Werk problemlos ändern. Es gibt Hügel, kleine Täler und unzählige Klimt’sche Details, die man sich näher ansehen kann. Es gibt einen wunderschönen Himmel, der Sterne und den Mond, aber auch einen Sonnenuntergang zeigt. Ich glaube, mir ist der Mund mindestens die halbe Zeit offen gestanden – kindliches Staunen in einer phantasiereichen animierten Landschaft. Nach ein paar Minuten ist der Slot dann vorbei und der nächste Besucher kommt dran. Für überwältigte Menschen gibt es auch die Möglichkeit den „director’s cut“ auf der Leinwand anzusehen und sich auf die Spuren von Frederick Baker zu begeben.

Getting the hang of VRing in Klimt’s Magic Garden 🙂

Nachdem ich mir nach den ersten 5 Sekunden die Brille gerne vom Kopf gerissen hätte, wollte ich am Ende gar nicht mehr aufhören und hätte gerne noch ein paar Minuten länger Zeit gehabt. Aber der Magic Garden bleibt dem MAK ja noch bis 22.4.2018 erhalten, dh ich kann mich nochmal in diese schöne Welt begeben.

Edit: Technische Details
Das Unternehmen Christian Leiss Postproduction hat das Projekt übrigens technisch umgesetzt. Verantwortlich dafür war der 3D Artist Markus Cermak, der in enger Zusammenarbeit mit Fred Baker und dem MAK Wien hier in sehr kurzer Zeit wirklich großartige Arbeit geleistet hat. Christian Leiss hat mich netterweise ins Office eingeladen und mir viele Details zur Entwicklung von VR in den letzten Jahren und auch zur konkreten Umsetzungstechnologie von Klimt’s Magic Garden erzählt. Spannend zu hören war, dass die Musik, die den User begleitet, von einem Soundartisten aus London stammt, der die finale Anpassung im Büro bei Leiss gemacht hat, da die Musik – je nach Userweg durch die Welt – sehr fragmentiert ist. Nur wenige User sehen die ganze Welt und es gibt auch keine Aufgabe, die zu lösen ist – ich finde diesen Ansatz persönlich sehr schön, denn es trägt zum einem stimmigen Kunsterlebnis bei, dass man sich nicht stressen muss und in Ruhe die Teile betrachten kann, die einen interessieren oder einem begegnen.

Auf Prometheus gibt es übrigens Fotos vom Esszimmer in dem sich das Original befindet, das nur ganz selten zugänlich ist, da es sich in Privatbesitz befindet: http://prometheus-bildarchiv.de/series/2018/07/

Andere Stories aus dem MAK:

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Thomas Bayrle:„Wenn etwas zu lang ist – mach es länger“

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Kommentar (1)

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