Pop-Up World im Weltmuseum Wien

Getreu dem Motto „Fridays at the museum“ war ich gestern im Weltmuseum Wien, um gemeinsam mit anderen BloggerInnen, Instagramern und Kurator/Vize-Direktor/Bald-Direktor Christian Schicklgruber die Ausstellung Pop-Up World zu erkunden.

Dreamteam: Christian Schicklgruber und Shiva. Die Skulptur stammt aus dem 16. Jh., obwohl das laut Schicklgruber eigentlich nichts zur Sache tut. Und überhaupt produzieren die Werkstätten jetzt noch bessere Ware. 😉 Ja, es war mega-informativ und sehr, sehr unterhaltsam. ❤️

Was ist das Besondere an Pop-Up World?

Pop-Up World im Weltmuseum Wien ist für Menschen gemacht, die gerne mehr über manche Objekte erfahren wollen. Man kennt das von sich selbst: in der Flut der Gegenstände, Bilder, Werke, die in einem Museum gezeigt werden, ist man oft verloren. Kleine Infokärtchen, die nur den Titel zeigen, helfen selten weiter. Überdies ist es bei ethnografischen Objekten oft viel schwieriger als bei darstellender Kunst, sich ohne zugehörige Story auf sie einzulassen. Es geht Christian Schicklgruber und seinem Team nicht um eine vollständige, umfassende Information (die es oft sowieso nicht gibt, weil das Stück vielleicht über Sammlungsumwege ins Museum gelangt ist), sondern eben darum, Sprachrohr für das Stück zu sein und eine Vorauswahl für den ansonsten überwältigten Besucher zu treffen.

(…) Gute 1,5% unserer Sammlungen sind damit wieder aus dem Depot geholt und werden in einer Perlenkette von Geschichten den Besucherinnen und Besuchern zugänglich gemacht“.

Die KuratorInnen des Museums haben „Perlen“ ausgewählt– darunter ihre persönlichen Lieblingsstücke. In Texten, Videos und – das ist auch ein wichtiger Teil – in einem eigenen Buch, das vor Ort auf Liegen und Sitzgelegenheiten zu finden ist – kann also Wissen zu einzelnen Gegenständen, die einem ins Auge gesprungen sind, vertieft werden.

Hier eine Auswahl (also quasi eine kuratierte Auswahl der kuratierten Auswahl der Gesamtauswahl?) der Stücke, die uns gestern unter anderem begegnet sind inkl. einer kurzen Zusammenfassung:

Die Figur muss in einer guten und friedlichen Zeit gemacht worden sein. Nur in so einer Zeit konnte die Schönheit der Lehre des Buddha derart in Form gegossen worden sein“, sagt ein buddhistischer Mönch aus Thailand auf die Frage nach dem Alter der Buddha-Statue und gibt so Einblicke in den wahren Wert der Statue, der unabhängig vom Alter existiert.(Quelle: auszugsweise aus dem Ausstellungsbuch). Buddha, 16. Jh, Thailand. Ausstellung Pop-Up World, Fotocredit: Fridays at the museum

Hier wird klar, dass die eigentliche Geschichte des Objekts über seine geographische Herkunft hinausgeht. Diese Parabelbäume werden jungen Frauen von ihren Müttern zur Heirat gegeben und stellen den Lebenszyklus einer Frau von der Geburt bis ins hohe Alter dar. (Quelle: auszugsweise aus dem Ausstellungsbuch) Parabelbaum, Ghana

„Noumtiri“ wie diese Maske genannt wird, wurde zu unterschiedlichen Anlässen getanzt: zu Ehren der Ahnen oder der schützenden Antilope vor den ersten Regenfällen.(Quelle: auszugsweise aus dem Ausstellungsbuch). Das Element der Performance fehlt bei Ausstellungsgegenständen – mit ein wenig Hintergrundinformation kann man sich die Maske inkl. Kopfabdeckung aber im Einsatz vorstellen. Antilopenmaske, Burkina Faso, 1960er Jahre
Fotocredit: Fridays at the museum

Das hätte ich bitte auch gerne auf meinem Hausdach – was soll dann noch passieren! Diese Dachfirstfigur zeigt ein stark abstrahiertes, rippenbogenartig gestaltetes Maskengesicht. Das Gebilde oberhalb des Gesichtes symbolisiert eine Trauerfrisur mit hochgesteckten Haaren.(Quelle: auszugsweise aus dem Ausstellungsbuch) Dachfirstskulptur, Neukaledonien, 1893. Fotocredit: Fridays at the museum

Mit dem „Go“, der Nationaltracht Bhutans, zeigt jeder Mann vom Bauer bis zum König, wer er ist und vor allem wessen Landes Bürger er ist. Es ist sogar per Gesetz vorgeschrieben, ihn bei bestimmten Anlässen zu tragen. Die Geschichte des Gründers von Bhutan ist spannend (wenn auch zu lange für eine Bildunterschrift 😉 und prägt sich mit diesem Blick auf die Tracht schnell ein.(Quelle: auszugsweise aus dem Ausstellungsbuch) Königsmantel, Bhutan, 20. Jh., Fotocredit: Fridays at the museum

Mit der Hand erschafft der Mensch seine Welt. Die Hände bearbeiten Gegenstände und verändern sie. Sie begrüßt und winkt zum Abschied. Die linke Hand ragt aus der Mitte des kleinen Silbertellers hervor. Im Handteller sticht der hebräische Buchstabe „He“ ins Auge. Das steht für „HaSchem – der Name (Gottes), der unsagbar ist, seine Aussprache unbekannt und verboten. Im Teller ist umlaufend Jakobs Segen über Josef eingraviert. (Quelle: auszugsweise aus dem Ausstellungsbuch). Jüdischer Amulett-Teller, Kairo, erste Hälfte 20. Jh., Fotocredit: Fridays at the museum

Aus dem Buch abfotografiert: Claudia Augustat mit der Maske der „Piaroa“. Ein sakraler Gegenstand, in dem sich im identitätsstiftenden und lebenserhaltenden Ritual einer Gemeinschaft die Geistwesen manifestieren. Nichteingeweihte dürfen sie nicht sehen. Sie ist geheim zu halten. (Quelle: auszugsweise aus dem Ausstellungsbuch)

Verstummte Dinge

Im Intro zum Buch, das die Ausstellung im Weltmuseum Wien begleitet, finden sich spannende Zeilen zum Verständnis der Ausstellung, die ich gerne zusammengefasst wiedergeben will:

Ein Ding wurde mit Händen geschaffen und das Verständnis der Welt hat dem Gegenstand seine Form gegeben. Diesem Gehalt des Dinges steht der Besucher direkt gegenüber, wenn das Objekt zu ihm spricht. Ihm eine Stimme zu verleihen und es so jenseits seiner ästhetischen Qualitäten einem Betrachter zugänglich zu machen, ist neben dem Sammeln und dem Bewahren die wichtigste Aufgabe eines Museums. Dinge verstummen, wenn sie der Welt, deren Abdruck sie tragen, entnommen und in das Depot eines Museums verfrachtet werden. Sie bleiben so lange stumm, bis ihnen eine Stimme verliehen wird. Zum Beispiel in einer Ausstellung oder in einem Buch.

Einfach geschrieben

Die Texte im hübsch gestalteten“Ausstellungsbuch“ des Weltmuseum Wien sind übrigens sehr einfach und auch kurzweilig formuliert. Ich habe es heute schon als Vorlesebuch für die Kids verwendet – sie haben sich Fotos rausgesucht, die sie interessiert haben und ich hab die jeweilige Geschichte dazu vorgelesen.

Das Weltmuseum Wien befindet sich in der neuen Burg und hat im Oktober 2017 neu eröffnet. Viele spannende Ausstellungen bzw. Sammlungen erwarten die BesucherInnen. Auch sehr empfehlenswert und schon selbst getestet sind die „KaleidosKids“-Aktivitäten für Kinder ab 3 Jahren. KHM-Jahreskartenbesitzer wie ich freuen sich, denn es gehört zum Museumsverband dazu und die Karte gilt daher auch im Weltmuseum.

Danke an das Weltmuseum für die spannende Führung & auch an Kunst für Uns für die Einladung!

Ich, wie ich im Weltmuseum Wien liege, und im Ausstellungsbuch schmökere 😉

Kommentar (1)

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